Steckbrief Kambodscha


An dieser Stelle würde ich gerne euch ganz  kurz mit ein paar Grundinformationen über Kambodscha vertraut machen. Ich habe dazu einen kleinen Steckbrief erstellt. Für die von euch, die es vielleicht noch nicht wissen, Kambodscha liegt übrigens in Südostasien und grenzt an Thailand, Laos und Vietnam, und nicht an Argentinien. Dabei handelt es sich um Paraguay und nicht um Kambodscha. Sorry, das ich so etwas hier erwähne, aber diese Verwechslung habe ich nun schon mehrfach erlebt: D


Quelle: www.welt-atlas.de
Quelle: www.welt-atlas.de

Lage:

Kambodscha liegt in Südostasien. Es grenzt an Thailand im Westen, an Laos im Norden und an Vietnam im Osten. Kambodscha hat einen kleinen Küstenabschnitt am Golf von Thailand






Größe:
Das Staatsgebiet von Kambodscha erstreckt sich über ca. 176.520 km² Landfläche. Kambodscha ist damit etwa halb so groß wie Deutschland


Quelle: www.faszination-suedostasien.de
Quelle: www.faszination-suedostasien.de

Klima:

Das Land ist der tropischen Klimazone zuzurechnen. Das ganze Jahr über gibt es kaum Schwankungen in den monatlichen Durchschnittstemperaturen. Sie liegen immer zwischen 26 und 30°C.   Es gibt im Grunde genommen nur zwei Jahreszeiten: In Regenzeit von Mai bis Oktober fallen täglich große Niederschlagsmengen und die Luftfeuchte liegt bei fast 100%. In der Trockenzeit von November bis April, regnet es dagegen kaum, die Luft ist ziemlich trocken und überall wirbelt roter Staub durch die Luft.



Quelle: www.liportal.giz.de
Quelle: www.liportal.giz.de

Naturräumliches Potienzial:
Ein Großteil des Landes, ca. 2/3 wird vom Kambodschanischen Becken eingenommen. Hierbei handelt es sich um eine flache Tiefebene, welche sich in hohem Maße für den Reisanbau eignet. Diese Tiefebene wird fast überall  von Gebirgen umschlossen.  Zu nennen wären hierbei das Kardamon und das Dongrek Gebirge an der westl. bzw. nördlichen Grenze zu Thailand. Der kleine kambodschanische Küstenabschnitt wird durch die bis zu 1000m hohen Elephantenberge geprägt. An der Grenze zu Vietnam und Laos finden sich bis zu 1500m hohe Ausläufer der Annamitischen Kordillere.




Gewässer:
Wichtigstes Gewässer des Landes ist eindeutig der Mekong. Dieser große Strom durchfließt Kambodscha von Norden aus Laos herkommt und mündet im Süden in das riesige 9 armige Mekongdelta in Südvietnam. In den Mekong selber mündet der Fluss Tonle Sap, der zweitgrößte Strom des Landes. Während der Regenzeit kommt es zu einem weltweit einmaligen Phänomen. Der Mekong führt so viel Hochwasser, dass er entgegen des natürlichen Gefälles seine Fließrichtung umkehrt und in den Tonle Sap zurückfließt. Dieser mündet wiederum in den Tonle Sap See. Dadurch schwillt dieser alljährlich auf das 12 fache seiner Größe an und wird zum größten Süßwassersee Südostasiens. Durch seinen Fischreichtum ist er unerlässlich für die Nahrungsmittelversorgung der gesamten Region.


Quelle: www.asiatrips.de
Quelle: www.asiatrips.de

Flora und Fauna:

Kambodschas Flora und Fauna ist immer noch enorm vielfältig.  Ca. 30% der Landesfläche ist bewaldet An den Berghängen findet man, je nach Höhenlage noch große Flächen immergrünen Berg- bzw. tropischen Regenwaldes. Das Tiefland ist maßgeblich durch Reißfelder geprägt. Aber auch hier gibt es Trockenwälder sowie Feuchtsavannen. An der Küste existieren Mangrovenwälder.

Zudem leben in Kambodscha viele seltene Tierarten. So gibt es in den entlegenen Regenwaldprovinzen noch relativ große Elefanten, Tiger, Leoparden und Giftschlangenpopulation. Auch der extrem gefährdete Irrawaddy- Delfin und viele seltenen Vogelarten leben in kambodschanischen Gewässern.

Umweltprobleme:

Bedingt durch allgegenwärtige Korruption sind in den letzten Jahrzehnten große Waldflächenabgeholzt worden. Waren 1990 noch ca. 59% des Landes bewaldet, so sind es heute lediglich 30%. Das Holz wird größtenteils illegal geschlagen und über die Grenzen nach Thailand oder Vietnam geschmuggelt. Zum Teil werden die Flächen danach als Plantagen für große Monokulturen umgewandelt. Durch die Anlage von Shrimpfarmen, verschwinden immer mehr der ökologisch so wertvollen Mangrovenwälder.

 


Spielende Kinder bei Siem Reap
Spielende Kinder bei Siem Reap

Haupstadt:

Ist Phnom Penh.  PP ist zentral gelegen und hat ca. 2 Millionen Einwohner.


Bevölkerung:
Kambodscha hat ca. 16 Millionen Einwohner. Bedingt durch den Völkermord der Roten Khmer und jahrzehntelangen Bürgerkrieg ist die Bevölkerung sehr jung. Mehr als 50% der Einwohner sind unter 25 Jahre alt. Durch eine hohe Geburtenrate (3 Lebendgeburten pro Frau) verzeichnet das Land ein hohes Bevölkerungswachstum


Lebenerwartung:
ca. 61 Jahre


Quelle: www.wikipedia.org/wiki/kambodscha.de
Quelle: www.wikipedia.org/wiki/kambodscha.de

Ethnien:

Mit ca. 85-90% der Bevölkerung wird das Land eindeutig von der ethnischen Gruppe der Khmer dominiert. Die größte und wirtschaftlich sehr einflussreiche Minderheit bilden die Vietnamesen mit  ca. 5%. Wirtschaftlich ebenfalls sehr einflussreich sind die Chinesen (ca. 1 %). Seit Jahrhunderten im Land leben die Cham, ein muslimisches Volk, welches ursprünglich aus Indonesien stammt (ca. 3%). In den abgelegen Regionen im Regenwald leben noch vereinzelt Naturvölker. Diese haben ihre eigene Kulturen und Sprachen und   werden als Khnmer Loeu (Hochland-Khmer) bezeichnet.


Sprache: Amtssprache des Landes ist Khmer, was von allen ethnischen Gruppen gesprochen wird. Die Khmer-Sprache verfügt über ein eigenes Alphabet mit 33 Konsonanten und 24 Vokalen.  Da Kambodscha bis 1953 französische Kolonie war, sprechen einige alte Leute auch noch Französisch.  Heutzutage ist für Jugendliche enorm wichtig, Englisch zu lernen.


Gruppe junger Mönche auf den Straßen Phnom Penhs
Gruppe junger Mönche auf den Straßen Phnom Penhs

Religion:

Die gesamte Kultur des Landes ist massiv durch den Theravada-Buddhismus geprägt. Ca.93% der Bevölkerung sind im zuzurechnen. Die Pagoden sind immer gut besucht und das Mönchstum spielt nach wie vor eine besondere Rolle. Vor allem Angehörige der ethnischen Minderheit der Cham praktizieren eine volkstümliche, nicht strenggläubige Form des Islams (6%). Durch massive Missionsversuche evangelikaler Gruppen aus den USA hat in den letzten Jahren das Christentum, vor allem bei den ärmeren Bevölkerungsschichten an Einfluss gewonnen. Überall, aber besonders bei den Bergvölkern, sind uralte animistische Traditionen, wie die Verehrung von Naturgeistern und Vorfahren verbreitet.


Bild König Sihamonis vor dem Königspalast in Phnom Penh
Bild König Sihamonis vor dem Königspalast in Phnom Penh

Politisches System:

Kambodscha ist eine konstitutionelle Monarchie. Repräsentatives  oberstes Staatsoberhaupt ist König Norodom Sihamoni. Sein, und der politische Einfluss seines Abgedankten Vaters König Sihanuok ist weiterhin groß.


Politik:
Zwar bezeichnet sich Kambodscha offiziell als Demokratie, die Begriffe Oligarchie oder Demokratur sind aber zutreffender. An sich wird das ganze Land durch eine kleine korrupte  Clique reicher einflussreicher Familien beherrscht. Diese haben während der Wirren des Bürgerkrieges schnell das große Geld gemacht. Seit 35 Jahren reagieren Premierminister Hun Sen und seine Kambodschanische  Volkspartei. Größte Oppositionspartei ist die liberale und nationalistische Nationale Rettungspartei. Sie hat ihre meisten Anhänger im Bürgertum der Stadtbevölkerung. Da sie bei den Wahlen 2013 massiv Stimmen hinzugewinnen konnte, kam der Vorwurf von Wahlfälschung auf. Es kam zu großen mituntergewaltigen Demonstrationen und zu Tod mehrere Menschen. Da im Land eine sehr große Unzufriedenheit mit der Politik herrscht, ist zu vermuten, dass sich dergleichen bald wiederholen wird.


Briefkasten der kambodschanischen Antikorruptionsbehörde
Briefkasten der kambodschanischen Antikorruptionsbehörde

Entwicklungstand und soziale Probleme:

Kambodscha ist trotz anhaltendem Wirtschaftswachstum immer noch eines der ärmsten Länder der Erde. Es zählt zur Gruppe der least development countries und steht damit auf einer Stufe mit den ärmsten Ländern Afrikas. Bevor dem Vietnamkrieg war Kambodscha das reichste Land der Region und als „Schweiz Südostasiens“ bekannt. Massiv behindert wird die Entwicklung durch die allgegenwärtige Korruption. Alle Behörden, Ämter, die Polizei  und das Militär sind hochgradig korrupt und weitestgehend lediglich an der persönlichen Profitmaximierung interessiert. Kambodscha belegt im Korruptionsindex von Transperancy International dabei den 156. von 175 Plätzen. Dadurch klafft die Schere zwischen Reich und Armin Kambodscha so weit auseinander wie in keinem anderem Land der Region. Viele Menschen leben immer noch in extrem armseligen Verhältnissen. Auch besteht kein staatliches Sozialversicherungssystem. Das Gesundheitssystem ist vieler Orts noch extrem mangelhaft, sodass viele lieber einem traditionellen Heiler den Vorzug geben. Auch die Qualität der staatlichen Schulen ist so mangelhaft, sodass viele Schüler zusätzlich noch kostenlose Unterrichtskurse in Schulen lokaler Hilfsorganisationen besuchen müssen. Durch weitverbreitete Prostitution hat sich zudem HIV zu einem ernstzunehmenden gesellschaftlichen Problem entwickelt.  Viele der Überlebenden der Terrorherrschaft der Roten Khmer sind zudem noch traumatisiert. Auch dies ist ein Grund für zum Teil weitverbreiteten Drogenkonsum und häusliche Gewalt. Obwohl derzeit im Umbruch begriffen, gelten Frauen in der Gesellschaft oft immer noch als Menschen zweiter Klasse.


Bauern bei der Reisernte
Bauern bei der Reisernte

Bruttoinlandsprodukt:

14 Mrd. USD, vgl. Deutschland: 3.636 Mrd. USD


Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner:

1016 USD, vgl. Deutschland: 44.999USD


Wirtschaft:
Landwirtschaft spielt in Kambodscha immer noch eine herausragende Rolle. ca. 50 der Bevölkerung sind Bauern. Angebaut und exportiert wird vor allem Reis, aber zunehmend auch Nahrungsmittel wie Bananen, Cashewnüsse, Sojabohnen und Südfrüchte, da diese sich gut ins Ausland verkaufen lassen. Wirtschaftlich bedeutsam sind auch die zahlreichen Kautschuk Plantagen. Die größte Wachstumsbranche ist die Textil- und Schuhindustrie. Immer mehr Nähfabriken siedeln sich in Kambodscha an, da hier das Lohnkostenniveau im Vergleich zu Ländern wie z.B. China noch sehr gering ist. Schlimme Arbeitsbedingungen haben in letzter Zeit aber verstärkt zu Streiks von Arbeiterinnen geführt. Wirtschaftlich bedeutsam ist auch das Baugewerbe sowie der stetig wachsende Tourismussektor. Immer mehr Menschen besuchen das Land, insbesondere die Tempelruinen von Angkor. Während der letzten Jahre lag das Wirtschaftswachstum konstant bei 7%.



Quelle: www.helen.meinereise.ch
Quelle: www.helen.meinereise.ch

Infrastruktur:

Kambodschas Infrastruktur ist immer noch im Aufbau begriffen und für westliche Verhältnisse absolut unterentwickelt. Immerhin verfügt das Land mit Phnom Penh, Siem Reap und Sihanuokville über drei internationale Flughäfen. Auch die großen Nationalstraßen wurden mittlerweile asphaltiert. Ein öffentliches Verkehrssystem existiert nicht. In den Städten verkehren Motoradtaxen oder Tuk-Tuks, Überlandfahrten können per Bus oder privatem Sammeltaxi gemeistert werden. Bald soll zudem die alte französische Kolonialeisenbahn ihren Betrieb wieder aufnehmen.


Landminen:
Landminen und andere nicht explodierte Munitionsrückstände des Vietnam und des Bürgerkrieges sind ein großes Problem. Zwar konnte einige Flächen bereits geräumt werden und die Zahl der   

                                                                                                   jährlichen Todesopfer ist zurückgegangen. Allerdings sind einige

                                                                                                   Gebiete immer noch hochgradig vermint.